Wirtschaftsethik, ein Begriff auch für den KMU-Alltag?

Jeder hat die Ethik für sich gepachtet und jeder verurteilt Führungskräfte und Unternehmen, die sich unethisch verhalten. Und wie steht es in gewerblichen Unternehmen um die Ethik?

Jeder von uns hat ein moralisches Grundverständnis, mitbekommen von seinen Eltern, der Schule, der Kirche. Dieses Grundwissen reicht aber nicht aus, um in der heutigen Zeit mit unternehmensethischen Problemstellungen zurechtzukommen.

Wirtschaftsethik ist ein Teilgebiet der Ethik. Diese wiederum ist eine wissenschaftliche Disziplin der Philosophie, die das moralische Handeln von Menschen untersucht. Ein Unternehmen soll sich verschiedenen Anspruchsgruppen gegenüber ethisch verhalten: Den Kunden, Mitarbeitenden, Lieferanten und Geldgebern. Auch die Umwelt und die Oeffentlichkeit gehören dazu.

Ein KMU-Unternehmen verhält sich gesamthaft in etwa so ethisch wie es der Chef persönlich vorlebt. Der Patron formt massgebend die entsprechende Unternehmenskultur. Tendenziell verhalten sich KMU-Patrons ethischer als Topmanager. Weil sie die Gesamtverantwortung für ihr Unternehmen tragen und deshalb gezwungen sind, nachhaltiger zu handeln. Sie kennen ihre Mitarbeitenden und ihre Kunden persönlich. Umgekehrt kennt man die Unternehmung in ihrer Region.

Wie kann ein unternehmensethisches Grundkonzept aussehen? Die Glaubwürdigkeit ist der Schlüssel dazu. Die Akzeptanz gegenüber ihren Anspruchsgruppen kann ein Unternehmen erreichen, wenn es offen und ehrlich auf diese eingeht. Ist die Akzeptanz vorhanden, wird ihr auch Vertrauen geschenkt. Die Glaubwürdigkeit wird zum zentralen Leitmotiv unternehmerischen Handels. Eine bewusste aktive Strategie wird zu einer unerlässlichen Voraussetzung für die Erreichung der Glaubwürdigkeit.

Eine Glaubwürdigkeitsstrategie besteht aus drei Handlungskomponenten:

Verantwortliches Handeln: Die Unternehmung soll offen dazu stehen, wenn etwas passiert ist und den Schaden übernehmen. Zum Beispiel den Schaden beim Kunden oder eine Gewässerverschmutzung.

Darüber hinaus soll die Firma im Rahmen ihrer Möglichkeiten zusätzliche Verantwortung übernehmen. Durch ein Engagement für die Umwelt oder Hilfe für notleidende Mitarbeitende.

Innovatives Handeln: Ethisches Handeln verlangt in starkem Masse nach Innovationen. Es sollen für bestehende Probleme neue Lösungen und für neue Probleme gute Lösungen gesucht werden. Lösungen mit denen die Mitarbeitenden oder die Natur entlastet werden. Durch neue Führungs- und Arbeitsformen werden die Motivation und die Arbeitsfreude der Mitarbeitenden gesteigert. Etwa durch die Einführung von Konfliktmanagement-Systemen.

Kommunikatives Handeln: Glaubwürdigkeit heisst kommunikativ handeln und dass die verschiedenen Anspruchspartner als echte Kommunikationspartner verstanden werden. Diese dürfen nicht nur Informationsempfänger sein, sondern ebenso Informationssender. Dabei wird der Oeffentlichkeitsarbeit eine wichtige Rolle zugewiesen. Gefragt sind nicht selbstdarstellerische Alibi-Uebungen, sondern durchdachte Kommunikationskonzepte, die das Handeln der Firma für die Oeffentlichkeit verständlich machen.

Das Erarbeiten der Glaubwürdigkeit ist eine riesige Herausforderung für die Führung eines KMU, – oft eine Ueberforderung! Der Patron ist verantwortlich, dass in seinem Unternehmen ethisch gehandelt wird. Er muss initiieren, informieren, vorleben und unterstützen, – und kritische Fragen zulassen. Respekt, Achtung und Toleranz sind gefragt.

2 goldene Faustregeln: Führungsverhalten auf dem Prüfstand:

  1. Handle so wie du erwartest, dass andere dir gegenüber handeln.
  2. Ein KMU-Unternehmer stellt sich täglich die Frage wie wohl er sich fühlt, wenn er seine Handlungen am Abend im Fernsehen begründen müsste.

Ethisches Verhalten garantiert nicht automatisch wirtschaftlichen Erfolg, aber es schliesst diesen auch nicht aus. Unethisches Verhalten führt langfristig zu einem wirtschaftlichen Misserfolg!