10-15 Prozent der Arbeitszeit in jedem Unternehmen werden für die Konfliktbearbeitung verwandt. 30-50 Prozent der wöchentlichen Arbeitszeit von Führungskräften werden direkt oder indirekt mit Reibungsverlusten, Konflikten und Konfliktfolgen verbracht.
Diese Feststellungen sind das Ergebnis einer Konfliktstudie der KPMG AG aus dem Jahre 2009.
Dabei geht es nicht nur um Führungskräfte in wirtschaftlich ausgerichteten Unternehmungen. Und es geht nicht nur um grosse Konzerne mit vielen Abteilungen und tausenden von Mitarbeitenden. Es geht ebenso um den Schreiner-, Maler- oder Spenglerbetrieb, die mechanische Werkstatt oder die Bäckerei im Dorf. Und um das Kantons- und Regionalspital, die Postbetriebe sowie die kleinen und grossen Wasser- und Atomkraftwerke. Es betrifft die bekannten grossen Detailhandelsketten genauso wie die Velomechanikerwerkstatt und den Bioladen an der Strassenecke. Und es betrifft Beratungsinstitutionen und Gerichte.
Ebenso stark sind Gemeinde-, Kantons-, Bundes- und Kirchgemeindeverwaltungen betroffen von diesem Phänomen. Auch Stiftungen, Gesellschaften, Berufs- und Gewerbeverbände und Sportvereine. Nicht zu vergessen die öffentlichen und privaten Schulen und Weiterbildungsinstitutionen, von den Berufsschulen bis zu den Universitäten.
Kurzum, überall wo Menschen zusammenarbeiten liegt Konfliktpotential in der Luft.
Wo liegen die Ursachen? Sie sind mannigfach, – bei Veränderungen, Wachstum, Fusionen, Streichung oder Zusammenlegung von Abteilungen, Neugestaltung der Aufbau- und Ablauforganisationen, bei Führungswechseln, Entlassungen oder Einstellung von neuen Mitarbeitenden, bei Nachfolgeregelungen, wie auch ganz grundsätzlich in schwierigen Situation (Verlustphasen) in Verbindung mit ungeeigneter Kommunikation, entstehen bei beteiligten Menschen, egal auf welcher Hierarchestufen sind sich bewegen, Unsicherheiten und Aengste. Nicht zu unterschätzen sind die Auswirkungen des auf allen Stufen praktizierten Führungsstils innerhalb von Organisationen oder Unternehmen.
Konflikte, die unbemerkt vor sich hin schwelen, die unterschätzt, vernachlässigt oder verdrängt werden, können teuer zu stehen kommen. Sie blockieren anfangs fast unmerklich und später umso schmerzlicher die Organisation, sie können darin wie Sand im Getriebe grossen Schaden anrichten.
Googelt man im Internet zum Thema „Konfliktkosten-Berechnung“, wird man im grossen Ausmasse fündig. Es stehen Berechnungsformulare zur Verfügung, in die man seine persönlichen Zahlen und Fakten direkt eintragen kann. In der Regel sind es die bekannten Kostenarten, die aufgelistet sind, – jedoch in einem hohen Detaillierungsgrad. Mitarbeiterverlust, Krankheit und Fehlzeiten, Schaden an der Organisation, Kundenfluktuation, Team- und Prozessprobleme sowie Sanktionen sind die Oberbegriffe. Erschreckend und wohl für viele Führungsverantwortliche überraschend hoch ist die effektive Höhe der Konfliktkosten, die am Schluss der sehr professionell gestalteten Tests schwarz auf weiss resultieren.
In der Kommunikation sind Missverständnisse die Regel, – nicht die Ausnahme. Ebenso sind in jeder Organisation und in jedem Unternehmen Veränderungen die Norm. Das einzig Beständige ist die Unbeständigkeit, lautet ein geflügeltes Wort. Neue Gesetze, neue Techniken und Materialien, neue Mitarbeitende und immer mehr und härtere Konkurrenz zwingt jede Organisation ständig zur Weiterentwicklung.
Der Markt ist gnadenlos. Längst fressen nicht mehr die Grossen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen.
Wie bitte – Konflikte in meinem Unternehmen, in meiner Abteilung, in meiner Organisation?! Aber nein, wir haben alles im Griff, unseren Leuten gefällt es hier. Konflikte gibt es bei uns nicht, und wenn mal ein Problem auftaucht, dann lösen wir es umgehend und intern.
Solche Aussagen hört man als Wirtschaftsmediator und Systemdesigner (Kombination von Mediation, Coaching und Organisationsentwicklung) regelmässig. Der Begriff „Konflikt“ ist in unserer Gesellschaft leider zu sehr negativ behaftet. Man verbindet ihn fälschlicherweise mit Unvermögen oder sogar Führungsschwäche.
Dabei vergisst man, dass in Konflikten ungemein viel positives Potential steckt. Konflikte zeigen auf, dass innerhalb einer Organisation etwas nicht stimmt. Wer den Mut aufbringt, dem Problem offensiv auf die Spur zu kommen, der hat bereits gewonnen. Wer den Konflikt ignoriert oder unter den Teppich kehrt, hat verloren.
Sind Sie mit Ihrem Unternehmen oder Ihrer Organisation Gewinner oder Verlierer?